Allgemeine Einleitung zum Projekt
"Reichstagsreden 1920-1933"
(das gesamte, hier dargestellte Programm ist in Arbeit, 23.01.12)
Die ausgewählten 151 Reichstagssitzungen (bisher 11 in html bearbeitet) sind ein Auszug aus insgesamt 1093 Sitzungen gebunden in 113 Bänden
aus acht Legislaturperioden (1920 - 1933). Hiervon sind lediglich 41 Bände stenographische Berichte , die
übrigen beinhalten Register und Anträge zu den jeweiligen Legislaturperioden. Das ausgewählte Textmaterial
entstammt 36.047 Seiten stenographischer Berichte des Reichstags. Es repräsentiert etwa 1,5% des gesamten Bestandes
"Weimarer Republik". Die Berichte der vorangegangenen Nationalversammlung wurden nicht berücksichtigt,
ebenso nicht die stenographischen Berichte der Reden Hitlers und Görings vor dem Reichstag in der Zeit nach
dem 23.03.1933. Einzige Ausnahme ist die Rede Hitlers am 26. April 1942. Sie ist die letzte Rede eines Politikers
vor dem Reichstag, der zum damaligen Zeitpunkt ausschließlich aus Mitgliedern der NSDAP bestand.
Die deutsche Parlamentsgeschichte auf Staatsebene wurde erst wieder fortgeführt mit der konstituierenden Sitzung
des Deutschen Bundestages am 7. September 1949 in Bonn und kurze Zeit später, am 7. Oktober, mit der Konstituierung
der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik in Ost Berlin. Aus den ersten Sitzungen des Bundestages wurden
die Reden des Alterspräsidenten Paul Löbe, ehemals Reichstagspräsident, ausgewählt, sowie die Antrittsrede des ersten
Bundespräsidenten, Theodor Heuss. Den Schluß der Politikerreden bildet die moralische Anklage Kurt Schumachers über
den Holocaust und der sich bereits abzeichnenden "Vergangenheitsbewältigung" durch Verdrängen der Verbrechen des
national-sozialistischen Terrorregimes.
Für einen flüchtigen Blick in die Zeit von 1933 bis 1945 wurden zwei kurze Passagen aus Paul Löbes "Erinnerungen eines
Reichstagspräsidenten" ausgewählt. Sie schildern eine Begegnung Löbes mit Göring im Mai 1938 in dessen Amtsräume sowie
die Einlieferung Löbes in das Konzentrationslager Groß-Rosen in Sachsen, 1944.
Das Auswahlkriterium und gleichsam der Versuch, den ausgewählten Reichstagssitzungen und Reden einen Roten Faden zu geben,
bilden solche Debatten, die sich mit dem Antisemitismus beschäftigen, jüdische Namen stigmatisieren, Motive der
Dolchstoßlegende beinhalten und die soziale Notlage weiter Teile der deutschen Bevölkerung wiedergeben.
Der quantitative Schwerpunkt liegt in der 1. Legislaturperiode, der schweren, das Reich gefährdenden Nachkriegskrise
bis Januar 1924, sowie der Krise ab September 1929, mit der aufkommenden Massenarbeitslosigkeit infolge des
Schwarzen Freitags an der Wall Street. Ein kleinerer Teil der ausgewählten Reden beleuchtet die Zeit der
relativen Stabilisierung der ersten Republik zwischen 1924 und 1929.
Alle Reichstagsreden sind vollständig digitalisiert, so daß der interessierte Leser die Möglichkeit hat,
sich auch die Passagen anzusehen, die in den hier ausgewählten gekürzten Reden, fortgelassen wurden.
Die Nummerierung der Reichtagssitzungen und die Seitenzählung beginnen zu jeder Legislaturperiode neu.
Nur die Nummerierung der Bände ist fortlaufend. Bei eventueller Zitierung hier abgebildeter Textpassagen
bitte die Zitierweise der Bayerischen Staatsbibliothek wählen, also keine Band-und Seitenangaben sondern:
Beispiel Titelseite 21. Sitzung: www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_w1_bsb00000029_00114.html
Anhang
Es folgen zwei Reden zur Konstituierung des Bundestages am 7. und 12. September 1949 und ein Auszug der Rede
Kurt Schumachers (SPD), in der er die mangelnde Bereitschaft Adenauers beklagt, das ungeheuerliche Verbrechen des
"Dritten Reiches" an den Juden klar beim Namen zu nennen. Die deutlichen Worte zum fabrikmäßigen Massenmord an
sechs Millionen Juden wird ihm anschließend von demokratischen Abgeordneten des Bundestages übel genommen,
und seine Kritik an der Regierungserklärung Adenauers auch in diesem Punkt zurückgewiesen.
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