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Erläuterungen zur Sitzung Nr. 116, 1. Legislaturperiode
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Die Zitate Unterleitners anlässlich der Ermordung des bayrischen Landtagsabgeordneten Karl Gareis zeigen, daß wildeste
antisemitische Hetze fast ungestraft in den Zeitungen möglich war. Sie zeigt aber auch, mit wem die Konservativen innerhalb
der DNVP sich zwecks Ansprache eines größeren Wählerpotentials einließen und wen sie gewillt waren, gegen parlamentarische
Angriffe zu verteidigen. Hier taten sich besonders der Vorsitzende Hergt und der Fraktionsvorsitzende Graf Westarp hervor.
Beides waren Politiker, die für eine Mitarbeit konservativer Bürger jüdischer Herkunft bzw. Religion in der DNVP eintraten(!).
Im Allgemeinen verwarfen Politiker konservativer Provenienz die Ausfälle des "Radauantisemitismus" oder distanzierten
sich - sofern sie sich dazu gezwungen sahen - öffentlich davon. Sie bevorzugten mehr das Aufgreifen und Bedienen der antisemitischen
Stereotype durch diskrete Anspielungen in ihren Reden und Texten und gaben damit dem Antisemitismus, wie sie meinten, ein
gewisses "Niveau". Auf dieser Ebene, so meinten sie, müsse es auch jüdischen Parteimitgliedern möglich sein, gegen den
"jüdischen Geist", von dem die Hälfte der Deutschen befallen sei, (siehe Staatspol. AG der DNVP Teil 2) agitatorisch zu Felde zu ziehen.
Ein Konzept, das so, wie gedacht, jedoch nicht aufging
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Literaturhinweise
Ulrike Claudia Hoffmann
"Verräter verfallen der Feme!": Fememorde in Bayern in den zwanziger Jahren (Dissertation)
Hier auch Dobener-Affäre (S.53ff.) und Dobener/ Gareis S. 371ff.
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