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Erläuterungen und Kommentar zu Reichstagssitzung 246
Diese Reichstagsdebatte beginnt mit einer Anfrage seitens der bayerischen Volkspartei bezüglich Viehlieferungen an
die Entente und ihre Verbündeten, vom Abgeordneten Deermann als "Feindbund" bezeichnet.
10tausende Tiere sollten an diverse Staaten - außer an Frankreich, auch an Italien und Serbien - geliefert werden. Die Lieferung
erfolgte natürlich ohne Gegenleistung und war als Wiedergutmachung bzw. als Kriegskontribution zu sehen.
Es war klar, daß eine solche Auflistung von Nutztieren in weiten Teilen der Bevölkerung, hier besonders in Bayern, Unmut hervorrufen
würde, denn große Teile der Bevölkerung, vor allem in den großen Städten, litten an Unterernährung.
Die Anfrage ist etwas Fadenscheinig, denn die Anfrage hat in erster Linie agitatorischen Charakter. Die DNVP-Parteipublikationen
als auch die Kreuzzeitung griffen solche Anfragen im Reichstag auf und formulierten Überschriften, die lauteten:
"Nun will man uns auch noch unsere Haustiere nehmen". Dabei wurde dann die Regierung wieder als willfähriger Handlanger des
"Feindbundes" dargestellt. Die Anfrage im Reichstag und die Beantwortung durch den zuständigen Staatssekretär diente dann als
amtliche Quelle für diese "Ungeheuerlichkeit". Daß die Entente den Demokratiefeinden so immer wieder reichlich Agitationsmaterial
frei Haus lieferte, ist einsehbar. Was nicht zur Sprache kommt, ist, daß deutsche Militärs während des Krieges sich auch
entsprechend in den besetzten Gebieten bedient hatten.
Im weiteren Verlauf der Sitzung setzen sich die Abgeordneten Götz (DDP) und David (SPD) mit der Dolchstoß-Behauptung des
Abg. Hensel (DNVP) vom Vortag auseinander. Hensel hatte behauptet, die Linke sei dem siegreichen Heer agitatorisch und durch
Revolutionierungsbestrebungen in den Rücken gefallen.
Die beiden Abgeordneten belegen aber, daß das kaiserliche Heer mit seinen Kräften im Oktober/ November 1918 am Ende war.
Und die Niederlage nicht durch Revolutionierung sondern durch Aufbrauchen aller militärischen Reserven verursacht worden war.
Während deutsche Kompagnien im Durchschnitt noch aus 25 Mann bestanden hätten, hätte der Gegner Kampfstärken von bis zu 190
Mann pro Einheit heranführen können. Zudem der Zusammenbruch Österreich-Ungarns im Südosten und die Kapitulation des mit dem
Kaiserreich verbündeten Osmanischen Reich, hätten eine weitere Verteidigung unmöglich gemacht.
Trotz alledem blieben aber die Deutschnationalen und natürlich auch die Völkischen bei dieser kriminellen Behauptung, um die
Demokratie und ihre Repräsentanten fertig zu machen, indem sie ihnen die Schuld am Zusammenbruch und dem ganzen damit
verbundenen sozialen Elend aufluden und sich selber so freisprachen.
Mit dem Abg. Fröhlich wird dann noch ein Abgeordneter der Kommunisten zitiert, der stärker auf die Vorkommnisse in
Ostpreußen eingeht und die Gefährdung der Republik durch die Regimentsfeiern darlegt, die stets das Forum für rechte
Agitation boten und damit auch für die Dolchstoßbehauptung. Sein Thema behandelt zudem die wie Pilze aus dem Boden schießenden,
konterrevolutionären Wehrorganisationen und Geheimbünde.
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Literaturhinweise
Film 1917
Rinderherden werden in Lille (Frankreich) zum Schlachthof getrieben. Der Stummfilm ist unkommentiert.
Es handel sich aber mit großer Wahrscheinlichkeit um requirierte Herden aus dem besetzten Gebiet.
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