1. Reichstag, Weimarer Republik


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Reinhold Wulle DVFP
Georg LedebourUSPD
Georg SchmidtSPD

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Protokolle der Weisen von Zion
A. L. Schlageter

Erläuterungen und Kommentar zu Reichstagssitzung 361

Der stellvertretende Parteivorsitzende der DVFP, die mit lediglich drei Abgeordneten im Reichstag vertreten ist, hält eine scharfe antisemitische Rede. Seine Partei ist seit März verboten. Für alles und jedes macht er die Juden verantwortlich. Er unterscheidet in der Finanz- und Wirtschaftspolitik zwischen gutem und schlechtem Kapital. Das schlechte Kapital ist für ihn und seine Völkischen das Börsenkapital, hinter dem "der Jude" steckt. Hinter allem steckt "der Jude": hinter dem Ausbruch des 1. Weltkriegs genauso wie hinter der deutschen Niederlage (Dolchstoß). Ebenso macht er sie verantwortlich für den Versailler "Diktatfrieden" als auch für die Ruhrbesetzung und die gewaltige Inflation in Deutschland. Somit sind bei ihm und den Völkischen "die Juden" für das gesamt deutsche Elend verantwortlich.

Außerdem steckten "die Juden" hinter dem Kapitalismus, genauso wie hinter dem Kommunismus. Beide zusammen arbeiten an der inneren Zerstörung Deutschlands.

Der Stoff, der dem zugrunde liegt, sind natürlich die "Protokolle der Weisen von Zion", eine im Jahr 1918 aus Rußland importierte Fälschung, die eine jüdische Weltverschwörung zum Inhalt hat.

Der Abgeordnete Ledebour (USPD) nennt diesen Auftritt Wulles eine "Judenvernichtungsrede".

Bemerkenswert: Wulle wurde von den Nationalsozialisten 1940 in "Schutzhaft" genommen und ins Konzentrationslager Sachsenhausen gesteckt.

Literaturhinweise