1. Reichstag, Weimarer Republik


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Das Großkapital ist gewiß nicht unser Freund, und wir sind wahrhaftig auch nicht der Freund des Großkapitals. Sie sind ja auch darüber unterrichtet, wie gerade die großkapitalistischen Kreise alle Hebel in Bewegung setzen, um die völkische Bewegung niederzuhalten und zu bekämpfen und alle Organisationen und Bestrebungen zu unterstützen, die im Kampf mit uns liegen.

(Sehr richtig! bei der Deutschvölkischen Freiheitspartei. - Zuruf bei den Vereinigten Sozialdemokraten: Französisches Geld für die völkische Bewegung!)

- Was sagen Sie da, Herr Abgeordneter Müller! Eine solche Frechheit ist auch nur aus ihrem Munde möglich.

(Stürmische Zurufe und große Unruhe bei den vereinigten Sozialdemokraten. -- Gegenrufe auf der äußersten Rechten.)

Es spottet ja jeder Beschreibung, daß Sie das sagen.

(Erneute laute Unterbrechungen. - Glocke des Präsidenten.)

Es ist unerhört, daß Sie uns so etwas an den Kopf werfen. Wir leben im erbittertsten Kampf mit den Männern, die jetzt beschuldigt sind

(Abgeordneter v. Graefe: Eine Unverschämtheit!)

auch Hitler bekämpft sie. Und Sie haben die Frechheit, uns das hier entgegenzuhalten.

(Erneute stürmische Zurufe links: Unerhört! - Große Unruhe. - Glocke des Präsidenten.)

Es ist eine Schamlosigkeit sondergleichen, daß uns das hier entgegengerufen wird.

(Zuruf bei den Sozialdemokraten: das ist eine unerhörte Frechheit von dem Kerl! - Gegenrufe auf der äußersten Rechten. - Glocke des Präsidenten)

Vizepräsident Dr. Rießer: Ich mache Sie (nach links) darauf aufmerksam, daß Ihre Zwischenrufe gegenüber dem Redner wiederholt das parlamentarisch zulässige Maß überschritten haben.

Wulle, Abgeordneter: Wie liegen denn in Wirklichkeit die wahren Machtverhältnisse?4 Wer ist denn der Sieger in diesem Kriege wirklich gewesen? Die Länder, die Staaten, die sich Siegerstaaten nennen, sind ganz bestimmt keine Siegerstaaten gewesen; sie kranken an diesem Kriege und an seinen Folgen genau so oder ähnlich wie wir. Derjenige, der in diesem Kriege gesiegt hat, ist das internationale jüdische Großkapitals.

(Sehr wahr! bei der Deutschvölkischen Freiheitspartei.)

Heute ist New York unbestritten die Metropole dieses internationalen Großkapitals, heute wandern die geprägten Goldvorräte dauernd von jedem Lande nach New York und werden dort in den Banken der jüdischen Großbankiers aufgespeichert. 20 Milliarden Dollar haben die Amerikaner den Verbündeten damals geborgt, und diese 20 Goldmilliarden Dollar werden jetzt eingezogen. Da haben Sie den Schlüssel für den ganzen Zustand, unter dem wir leben. Diese Metropole in New York hat ihre Statthalter, wenn Sie so wollen, ihre Filialleiter in Paris, London, Berlin und überall, und all das, was mit dem Schlagwort von der Demokratie dieser Länder gesagt wird, ist Schwindel. In Wirklichkeit sind


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alle diese Länder nichts anderes als die Satrapien dieses internationalen jüdischen Großkapitals, das nun außerordentlich geschickt den Machthunger des perversen, alternden französischen Volkes dazu ausnutzt, sich Sicherheiten für die gegebenen Anleihen zu beschaffen, indem die Franzosen unter Befriedigung ihres Machtkitzels nunmehr das Ruhrgebiet und das Rheinland besetzen und dieses Gebiet behalten wollen. Sie reden heute davon, wir wollen uns an den Verhandlungstisch setzen. Ich kann mir nicht helfen: was versprechen Sie sich von dem Setzen an den Verhandlungstisch? Wir haben schon einmal am Verhandlungstisch gesessen, nämlich in Versailles, und eine neue Auflage dieser Verhandlungen wird wohl von keinem Deutschen begehrt werden. Verhandlungen ohne Waffen sind wie ein Messer ohne Heft, ein heller Wahnsinn; Verhandlungen ohne Macht ist nichts anderes als die Kaschierung des Diktates des Feindbundes, der uns schon diktieren wird, was er will, und Sie nehmen vorbehaltlos in diesem Memorandum, das mal eine historische Bedeutung bekommen wird in der Elendsgeschichte unseres Volkes, das Urteil einer internationalen Instanz an, die nichts anderes sein kann, selbst wenn sie es will, als die Beauftragte des internationalen jüdischen Großkapitals.

(Sehr wahr! bei der Deutschvölkischen Freiheitspartei.)

Wir wollen auf Einzelheiten des Memorandums heute nicht näher eingehen; zu gegebener Zeit werden wir darauf zurückkommen müssen. Aber dieses Memorandum ist der Gipfel der Erfüllungspolitik.

(Sehr wahr! bei der Deutschvölkischen Freiheitspartei.)

Wir sehen in ihm aber mehr. Diese Unterwerfungsnote - sie ist wohl ungefähr die dreihundertste seit dem 9. November - wird abgesandt trotz des schamlosen Mordes an dem deutschen Helden Schlageter, der - die Zunge sträubt sich, das zu sagen - nach den Meldungen der Presse verraten worden ist von sogenannten deutschen Volksgenossen, die sich zur marxistischen Weltanschauung bekennen.

(Unruhe und Zurufe links.)

- Dann widerlegen Sie das in der Presse!

(Abg. Heidemann: Unerhörter Schwindel!)

- Ich habe die Zeitungsmeldung erwähnt, aber noch keine Dementi von Ihnen bekommen. Bringen Sie das Dementi heraus, und ich bin der erste, der dieses Dementi mitteilen wird.

(Abg. Heidemann: Unerhörter Schwindel!)

- Dann wundere ich mich, daß Sie den Zeitungen keine Berichtigung geschickt haben!

(Große Unruhe und Zurufe links. Abg. Hoch: Lügner! - Glocke des Präsidenten.)

Vizepräsident Dr. Rießer: Der Ausdruck "Lügner" ist nicht zulässig; er entspricht nicht der Ordnung des Hauses!

(Andauernde Zurufe rechts und links.)

Ich bitte, nunmehr die Zwischenrufe zu unterlassen!

Wulle, Abgeordneter: Wie muß das Ausland dieses Deutsche Reich beurteilen, das einen derartigen Faustschlag noch mit Geld und Verpfändung seines Restbesitzes belohnt? So wirkt es im Auslande. Das dafür kein Gefühl mehr vorhanden ist in den regierenden



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