1. Reichstag, Weimarer Republik


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Joseph Wirth
Walther Rathenau

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Erfüllungspolitik
Londoner Ultimatum
Londoner Ultimatum
(Bundeszentrale für pol. Bildung)
Teilung Oberschlesiens

Erläuterungen zur Sitzung Nr. 103,
1. Legislaturperiode

Die Regierung Fehrenbach (Zentrum, DVP, DDP) sah sich mit ihrer Strategie, der Entente auch Mittels schüren von Massenempörung in Deutschland entgegenzutreten, gescheitert. Angesichts der nach Ablauf des Londoner Ultimatums besetzten Städte Duisburg, Ruhrort und Düsseldorf trat die Regierung zurück. Damit wurde die Regierungsbank frei für die Politiker der "Erfüllungspolitik". Sie verfolgten eine neu Strategie: Den Forderungen der Entente nachzukommen bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit des Deutschen Reiches. Um so den Alliierten zu zeigen, daß das demokratische Deutschland gewillt sei, die Reparationen zu zahlen und daß man keine Verzögerungs- und Obstruktionspolitik betreiben wolle. Durch diese neue Strategie wollten sie den Siegermächten aber auch die Grenzen der deutschen Leistungsfähigkeit aufzeigen. Denn Wirth und Rathenau waren davon überzeugt, daß die deutsche Volkswirtschaft die ihr aufgebürdeten Lasten nicht werde tragen können. Um das zu beweisen, aber wollte man erst einmal, so weit es geht, die Forderungen erfüllen. Dahinter stand nicht zuletzt der Gedanke, zwischen Siegern und Besiegten ein besseres Verhältnis herzustellen, um dann im Rahmen dessen zu günstigeren Verhandlungsergebnissen zu kommen: sprich den Versailler Vertrag zu revidieren.

Diese Strategie wurde von den Revanchisten innerhalb des konservativen Lagers - vorwiegend von DNVP-Politikern - radikal und agitatorisch mit höchst unfairen Mitteln bekämpft. Die Vertreter der neuen Strategie wurden als Ententeknechte beschimpft und die Völkischen verunglimpften die "Erfüllungspolitiker" als Handlanger des "internationalen Judentums". Beide Richtungen- Deutschnationalen als auch Völkische - suggerierten damit der Bevölkerung, die neue Regierung stehe im Solde ausländischer Mächte und verate die deutschen Interessen auf Generationen hinaus.

Literaturhinweise