1. Reichstag, Weimarer Republik


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Abg. Rosenfeld
Abg. Mumm
Abg. Korell
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Ostjuden
"Zeit-Online" Thema: "Ostjuden"
Burgfrieden
DNVP
Völkische

Erläuterungen zur Sitzung Nr. 17, 1. Legislaturperiode

Abgeordneter Rosenfeld gehörte der Partei der Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) an, die sich während des Weltkrieges wegen der Kontroverse um die Kriegskredite und dem "Burgfrieden" von der SPD abgespalten hatte. In der Vorliegenden Rede geht es um die Osteinwanderung aus Polen (vornehmlich Galizien) und den Ostgebieten, die das Deutsche Reiche hatte an Polen ab 1919 -1922 abtreten müssen. Die Einwanderung der Ostjuden wurde von den Konservativen (DNVP) und den zu ihnen gehörenden Völkischen als Agitationsmittel genutzt, indem sie die Zuwanderung für fast alle Nachkriegsübel verantwortlich machten und dabei die Linksparteien - auch die SPD - als die Protegés der Juden hinstellten.
Abgeordneter D. Reinhard Mumm (DNVP). Der protestantische Pfarrer zeichnete sich aus durch eine dezidiert antisemitische Polemik ("Ostjuden"). Mit seiner Art, den Antisemitismus gegen den politischen Gegner ins Feld zu führen, entsprach er ganz der Agitationslinie der konservativen DNVP-Führung. Er ließ den Antisemitismus quasi in "homöopathischer Verdünnung" in seine moralisch-polemischen Reden einfließen, im Gegensatz zum völkischen "Radauantisemitismus, von dem die DNVP-Führung für ihre Partei mehr Schaden als Nutzen befürchtete. Der Antisemitismus á la Mumm war eher "salonfähig" und geeignet, die gutbürgerlichen Schichten als Wähler anzusprechen.
Abgeordneter Korell, Deutsche Demokratische Partei (DDP) seines Zeichens ebenfalls Pfarrer und Befürworter einer restriktiveren Einwanderungspolitik. Seine (links)liberale Partei wurde von den Antisemiten als "Judenpartei" diffamiert, eine Kampagne, die der Partei im Wahlkampf 1920 viele Wählerstimmen gekostet hatte. Seine Rede ist etwas ambivalent, da sie Momente der Ostjudenagitation positiv aufgreift, sich gleichzeitig aber vom Antisemitismus distanzieren will.
Abgeordneter Breitscheid (USPD. War wie Rosenfeld gegen die von der Preußischen Regierung (SPD-Zentrum) geplanten und dann auch ab 1921 realisierten Internierungslager - auch Konzentrationslager genannt - in Brandenburg zur Internierung von Ostjuden. Insgesamt wurden ab 1921 5 Lager eingerichtet.
Abgeordneter v. Graefe (DNVP,) später "Deutschvölkische Freiheitspartei", war der Führer der völkischen Bewegung zur Zeit, als A. Hitler in Festungshaft saß (1924). Ihm waren die Beschlüsse der preußischen Landesregierung zur Internierung von "Ostjuden" nicht scharf genug.

Literaturhinweise

-Literaturempfehlung: Trude Maurer "Ostjuden in Deutschland 1918-1933".
-Literaturkritik zu Maurer in "Zeit Online". Gute zusammenfassende Darstellung der Gesamtproblematik "Ostjuden" zu Beginn der Weimarer Republik.