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Erläuterungen und Kommentar zu Reichstagssitzung 274
Die Weimarer Republik hat eine neue Regierung. Es ist der 5. Reichskanzler und die 6. Regierungsbildung in nur 2 Jahren (seit dem 14. Aug. 2019).
Das Kabinett Wirth II ist zurückgetreten, gescheitert an der Reparationsfrage und an einer erneuten Koalitionsbildung.
Der neue Reichskanzler Cuno hat sein Regierungsprogramm vorgestellt, das nun von den Abgeordneten Diskutiert wird.
Diese Parlamentsdebatte wird von einer Völkischen Gruppe, die im Begriff ist, sich von der DNVP zu trennen, genutzt, ihre völkische Sicht der
Dinge einmal darzulegen, ohne sich von ihrer (noch) Mutterpartei, DNVP, Mäßigung auferlegen zu lassen.
Im Anschluß antwortet Müller (SPD) auf v. Graefes antisemitische Rede, in der er das Kapital in gutes und schlechtes Kapital unterteilt hatte.
Was in der völkischen Ideologie soviel hieß
wie "jüdisches" und "arisches" Kapital. Dabei wurde "arisches Kapital" der Industrie und dem produzierenden Gewerbe zugeordnet und "jüdisches Kapital"
der Zirkulationssphäre, also vorwiegend dem Handel, besonders aber den Banken und Börsen.
Zudem macht sich Müller über die Fraktion für "Vorderindien" (Begriff aus der Kolonialzeit) lustig, der vermutlich bald die Fraktion für Hinterindien folgen würde.
Vermutlich zielt er auf die abstruse völkische Völkerkunde ab und dem Symbol der Völkischen, das Swastikazeichen, das den Indogermanen zugeordnet wurde,
die wiederum ihren ursprünglichen Siedlungsraum in Vorderindien gehabt hätten.
Den meisten Abgeordneten, auch manchen Antisemiten in der DNVP, war diese Ausrichtung des "Völkischen" mit ihrer antichristlichen Symbolik und den damit verbundenen
Mythen mehr als suspekt. Die Abtrennung dieser völkischen Gruppe ist nicht nur eine Abspaltung von der DNVP, sondern auch
eine Spaltung durch das völkische Lager selbst.
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