1. Reichstag, Weimarerer Republik


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schon wenige Wochen nach der Übernahme des Reichsschatzamts die Finanzminister der Bundesstaaten darauf aufmerksam gemacht, daß, einerlei wie der Krieg ausgehe, erhebliche Steuerlasten auf dem deutschen Volke bleiben werden. Ich habe auch hier im Reichstag in einer Rede vom 20. Dezember 1915 erklärt:

Nun ist es klar: der Krieg mit dem enormen Aufwand, den er nicht nur für das Reich, sondern auch für die Einzelstaaten und die Kommunen mit sich bringt, wird uns unter allen Umständen, einerlei, wie groß die Kriegsentschädigung ist, auf die wir natürlich rechnen, vor ganz gewaltige steuerliche Belastungen stellen. Darum kommen wir nicht herum, und darauf ist heute in Deutschland jeder gefaßt.19
Das habe ich schon damals gesagt, im Jahre 1915, in meinem ersten Amtsjahr als Reichsschatzsekretär, betont.

(Zuruf von den Sozialdemokraten: Was haben Sie in Ihrer ersten Rede gesagt? Was haben Sie in Ihrer zweiten Rede gesagt?)

Auch in meiner ersten Rede habe ich niemals gesagt, der Feind würde alles bezahlen. Ich habe allerdings auf den Sieg und


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auf eine Entschädigung gerechnet. Aber ich habe - wie ich eben verlesen habe - schon Ende 1915 betont, daß uns der Krieg, einerlei wie er ausgeht, uns vor ganz gewaltige steuerliche Belastungen stellen werde.

(Zuruf von den Sozialdemokraten: haben Sie nicht damals gesprochen von dem Bleigewicht?)

- Gewiß habe ich von dem Bleigewicht gesprochen; aber ich habe keinen Zweifel daran gelassen, daß uns keine Entschädigung eine gewaltige steuerliche Belastung ersparen werde. Ich möchte zu diesem Thema nur noch eine Bemerkung machen: Ich habe meine Finanzpolitik auf den Sieg eingestellt. Ich habe nicht nur an den Sieg geglaubt, ich habe auch die Finanzpolitik als Mittel für die Erlangung des Sieges betrachtet und behandelt.

(Sehr richtig! rechts.)

Wollen Sie mir daraus heute einen Vorwurf machen, daß ich an den Sieg geglaubt habe, daß ich für den Sieg gearbeitet und gekämpft habe? Für mich ist das kein Vorwurf, für mich ist das eine Ehre.

(Lebhaftes Bravo! rechts. - Zurufe links.)