|
Volksgemeinschaft kommen, bei der das Vaterland über der Partei steht.
(Stürmischer Beifall bei den Deutschnationalen.)
Präsident: Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Maretzky.
Dr. Maretzky, Abgeordneter: Meine Damen und Herren. 15 Konnte überhaupt etwas Erwünschteres für uns geschehen,16 als daß
Herr Sinowjeff mit Herrn Martow, seinem Opfer, in Halle gemeinsam auftritt und nun vor dem ganzen deutschen Volk einmal
die Zustände, wie sie in Rußland herrschen, die ganze schreckliche Blutherrschaft darstellt? Hier hat die Regierung die
Gelegenheit bekommen, im weitesten Umfange Aufklärungsmaterial zu erhalten.
(Sehr richtig! bei der Deutschen Volkspartei.)
Wir können nur wünschen und richten die dringende Bitte an die Regierung, daß sie von diesem Aufklärungsmaterial auch den weitesten
Gebrauch macht.
(Beifall rechts.)
Vizepräsident Dr. Bell: Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Petersen.
Dr. Petersen, Abgeordneter: 17 Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir halten die Haltung der Regierung für sachlich
richtig und politisch gerechtfertigt.
Nach unserer Auffassung schadet es aber der Sache, wenn man aus unsachlichen, agitatorischen Gründen Herrn Sinowjeff
stets Herrn "Apfelbaum" nennt. Ernste Fragen von Bedeutung sollten von einer ernstzunehmenden Partei nicht durch solche
Art der Behandlung auf ein tiefes Niveau gebracht werden.
(Beifall bei den Deutschen Demokraten.)
Vizepräsident Dr. Bell: Das Wort hat der Abgeordnete Koenen:
Koenen, Abgeordneter: 18 Wir begrüßen den Präsidenten des Zentralexekutivkomitees der Dritten Internationale als den Führer
der Weltrevolution hier in Deutschland heute und weiterhin,
(sehr wahr! bei den Unabhängigen Sozialdemokraten)
und freuen uns in den Reihen des deutschen revolutionären Proletariats den Führer der Petersburger Arbeiterschaft zu sehen.
Wir wissen, daß der Mann, der als Führer der revolutionären Arbeiterschaft auch auf unserem Parteitag die richtigen Worte
zur Kennzeichnung der Situation gefunden hat, in Rußland Taten vollbracht hat,
(lebhafte Zurufe rechts: Morde!)
die durchaus im Einklang mit der Herbeiführung des Sozialismus, mit der Verwirklichung des Kommunismus stehen.
(Erneute lebhafte Zurufe rechts.)
- Meine Herren, Ihre Angriffe reichen nicht an die Fußspitzen dieses Mannes heran!
(Stürmische, anhaltende Heiterkeit.)
15S. 769C
16S. 770A
17S. 772B
18S. 772D
vorige
|
Der Mann, der Führer der Petersburger Arbeiterschaft ist, hat es durchgesetzt, daß in Petersburg die kommunale Verwaltung
im Interesse der Arbeiterschaft bereits die erfreulichsten Erfolge gezeitigt hat.
(Zuruf bei den Sozialdemokraten: Fünfmal mehr Todesfälle als Geburten!)
Es gibt in Petersburg für die Arbeiterschaft
(Zurufe rechts: nur Hunger!)
die freie Lieferung der Lebensmittel auf der Grundlage der Rationierung, so wie sie nach einem sechsjährigen Krieg und Bürgerkrieg
überhaupt noch möglich ist.
(Sehr wahr! Bei der U.S.P. [Linke]. - lachen rechts.)
In Petersburg ist für die Arbeiterschaft das Wohnungsproblem gelöst: es ist freie Wohnung gegeben.
(Lachen.)
In Petersburg ist das Problem der Gesundheitsfrage für das Proletariat gelöst:
(große Heiterkeit)
die Gesundheitsfürsorge ist frei.
Alles, was hier an Schauermären verbreitet ist, 9 sind Lügen der Antibolschewistischen Liga, die aus kapitalistischen Kreisen
gespeist wird, um das deutsche Volk vor dem Sozialismus und dem Kommunismus zu bewahren. Bezahlte Agenten bringen diese Lügen,
bezahlte Leute verbreiten sie in Deutschland. Wenn sich aber bei dieser Lügenkampagne das seltsame Bild ereignet, daß der
Judenfresser Wulle sich ausgerechnet auf das Blatt bezieht, das er als Judenblatt alle Tage nach Kräften beschimpft,
auf das "Berliner Tageblatt", so ist allerdings der Kreis des kapitalistischen Schwindels geschlossen.
(Sehr gut! Bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.)
Und wenn Herr Wulle hier von Blut spricht, so bin ich allerdings der Meinung - um anzuknüpfen an das Wort Mittelmanns
von der Laterne -: im Hause des Gehenkten soll man nicht vom Strick reden. Sie (nach rechts) haben nicht Zehntausende,
sondern Sie haben Millionen, nämlich die Opfer des Krieges, auf dem Gewissen!
(Sehr richtig! Bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.)
Jeder einzelne, der auf Ihrer Seite sitzt, Sie und Ihre Generäle,
(Beifall bei den Unabhängigen Sozialdemokraten;
große Unruhe und Pfuirufe rechts)
Sie und Ihre Kaiser und Könige haben die Hunderttausende und Millionen auf dem Gewissen.
(Stürmische Entrüstungsrufe rechts.)
Sie haben kein Recht, davon zu reden, daß andere Blut vergossen haben.
(Anhaltende Entrüstungsrufe rechts. - Lebhafte Zurufe von den Unabhängigen Sozialdemokraten.)
Sie haben aber auch die Opfer der Märzkämpfe auf dem Gewissen, denn Ihre Kappisten waren es doch, die Deutschland mit Mord
und Brand überzogen haben,
(Zustimmung bei den Unabhängigen Sozialdemokraten; Zuruf rechts: Die Rote Armee!)
19S. 773A
nächste
|