1. Reichstag, Weimarer Republik


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diese völkischen Richtungen Heimatland, Oberland usw. aus ihrer Arbeit in Bayern und Oberschlesien. Nicht diese Arbeit ist aus ihnen entstanden. Pferde und Straßenräuber sind daraus hervorgegangen.

(Lebhafte Zustimmung links.)

Fragen Sie mal die Leute in Oberschlesien. Sie werden Ihnen die Blüte der völkischen Bewegung für den Wiederaufbau schon vorführen.

(Zuruf links: Rathenau-Mörder!)

Ich glaube, man muß auf diese Dinge hinweisen, weil zu meinem Bedauern der Abgeordnete Stresemann in seiner heutigen Rede von dem Abbau der Gesetzgebung zum Schutz der Republik gesprochen hat. Der Herr v. Graefe hat vor kurzem in München ein großes völkisches Kellerfest mitgefeiert. Da waren die ganzen Heimatverbände beieinander, die dieser Wulle-Graefe-Xylander-Bewegung angehören. Xylander ist ja auch ein ganz deutsch-völkischer Name. Zu den Organen, die diese Verbände herausgeben, gehört auch das "Heimatland". In der Nummer 46 des "Heimatland" heißt es am Schluß eines Artikels über den Triumph des Facismus:

Wir müssen den roten Terror in unserem Vaterlande mit denselben Mitteln und Waffen brechen wie Mussolini in Italien. Wir müssen die Hochburgen der roten Reaktion mit stürmender Hand nehmen und die Giftbuden, von denen aus sich täglich die Jauche des Judengiftes in unser betörtes Volk ergießt, in Flammen aufgehen lassen. In Trümmer weiter mit den Parlamenten, diesen Schwatzbuden der Revolution, diesen Kuhhandelsstellen, wo die heiligsten Völkerrechte schamlos verhökert werden.

Das ist die Wiederaufbautätigkeit, die in den Verbänden geübt wird, für die Herr v. Graefe heute nicht im Kindlkeller, sondern im Deutschen Reichstag das Wort ergriffen hat.


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Ich möchte deshalb den Herrn Abgeordneten Stresemann bitten, seine Anschauung zu revidieren und sich zu fragen, ob es mit Pressfreiheit und Meinungsfreiheit etwas zu tun hat, wenn man verlangt, daß eine solche Vergiftung der öffentlichen Meinung abgestellt wird, und zwar von Amts wegen.

(Sehr wahr! links.)

Ich glaube, wenn soviel von der Notwendigkeit der Autorität der Regierung in diesen beiden Tagen hier die Rede gewesen ist, so muß, ganz gleich, welcher Parteirichtung die Männer der jeweiligen Regierung angehören, jede Regierung, die auf Autorität hält, dafür sorgen, daß nicht Mord und Brandstiftung gepredigt wird, wie das in dem "Heimatland" in München in diesen Tagen, im November 1922, geschehen ist. Ich glaube, auf die ökonomischen Ausführungen des Herrn Abgeordneten v. Graefe brauche ich nicht einzugehen, solange er nicht erklärt hat, welcher Unterschied zwischen dem gesunden und dem ungesunden Kapital besteht. Er sprach in seinen Ausführungen davon, daß ein gesundes Kapital

natürlich eine Rolle bei dem Wiederaufbau der deutschen Volkswirtschaft spielen müsse. Herr v. Graefe hat bewiesen, daß er in all den Zeiten nichts gelernt und nichts vergessen hat, und ich glaube, es wäre ihm zuviel Ehre angetan, wenn ich mich weiter mit seinen Ausführungen beschäftigen würde.

(Sehr gut! links und bei den Deutschen Demokraten.)