1. Reichstag, Weimarer Republik


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Zu ihrem bedauern kann sich die Reichsregierung dem Eindruck nicht verschleißen, daß ihre Einspruchsnoten beim Völkerbund nicht die gebührende Beachtung finden.

(Wiederholte Rufe: Hört! Hört!)

Die gemachten Erfahrungen werden die Reichsregierung natürlich nicht hindern, sich mit ihren beschwerden weiterhin an den Völkerbund zu wenden. Sie gibt die Hoffnung nicht auf, daß der Völlerbund schließlich doch die Überzeugung gewinnt,

(Lachen rechts)

daß die Verwaltung des Saargebiets nicht in einem Geiste geführt wird, wie es gerade von einer Völkerbundskommission erwartet werden kann.

(Sehr gut! Bei den Deutschen Demokraten.)

Inzwischen hat auch die Öffentlichkeit außerhalb Deutschlands dem Saarbecken mehr und mehr Interesse entgegengebracht, und in einer Anzahl von ausländischen Zeitungen hat sich eine ziemlich scharfe Kritik der Methoden der Völkerbundsregierung erhoben.7 Das Verhältnis der Bevölkerung des Saarbeckens zu der Regierungskommission hat sich überraschend schnell festgelegt. Es ist das typische Bild einer Fremdherrschaft!

(Stürmische Zustimmung.)

Die Bevölkerung sah der Regierungskommission zwar nicht mit großen Hoffnungen, aber doch unvoreingenommen entgegen und musste sehr bald Enttäuschung über Enttäuschung erleben. Mit verschwindenden Ausnahmen wurden die leitenden Posten der Verwaltung mit Franzosen besetzt.

(Hört1 Hört!)

Die französischen Truppen bleiben, desgleichen die französische Gendarmerie und die französischen Kriegsgerichte.

(Erneute Zurufe: Hört! Hört!)


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gn="justify">Französische Einrichtungen werden da und dort eingeführt. Eine Anzahl alteingessener Bewohner wurde ausgewiesen.

(Pfui-Rufe rechts.)

So stehen sich jetzt Regierung und Bevölkerung des Saargebiets ohne Vertrauen gegenüber, ein Zustand, der unzweifelhaft als äußerst ungesund anzusprechen ist.8

(Sehr richtig!)

Das Bild, das ich Ihnen vom Saargebiet entrollen durfte, ist kein erfreuliches. Als Deutsche aber können wir mit Stolz auf die Tatsache hinweisen, daß die Bevölkerung des Saargebiets in den schweren Jahren der Fremdherrschaft, von denen erst wenige vorübergegangen sind, sich um so fester zusammengeschlossen hat, um das zu wahren, was sie als ihr höchstes Gut betrachtet: ihr Deutschtum!

(Lebhafter Beifall rechts, im Zentrum, bei der bayerischen Volkspartei und den Deutschen Demokraten.)

Immer und immer wieder erhält die Reichsregierung und die Öffentlichkeit aus dem Saarbecken Beweise bester deutscher Gesinnung.

(Bravo!)

Ich stehe daher nicht an zu erklären, daß die deutschen an der Saar dem ganzen deutschen Volk Vorbild und Muster sind!

(Sehr richtig!)

Das deutsche Volk und die Reichsregierung wissen schon heute, was sie an der Bevölkerung des Saargebiets haben.

(Beifall rechts, im Zentrum, bei der Bayerischen Volkspartei und den Deutschen Demokraten.)

Ihr muß ihr bestes Wollen und Können gelten in der Hoffnung auf den Tag, an dem auch äußerlich die Wiedervereinigung vollzogen wird.

(Beifall.)



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