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(Zurufe von den Sozialdemokraten)
und die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes wird es verhindern. Die Herren haben ja auch nicht das Vertrauen, die Mehrheit
des deutschen Volkes zu gewinnen. Sie wollen mit Gewalt uns das Kaiserreich auf den Nacken binden.
Aber solche Reden,12 wie sie Herr Helfferich in dem Zusammenhang gehalten hat, sind geeignet, bei politischen Kindern
älterer Jahrgänge und jüngerer Jahrgänge Explosionen hervorzurufen, deren Folgen das ganze deutsche Volk zu tragen hat.
(Sehr wahr! Bei den Sozialdemokraten.)
Nein, es ist nicht so wie Herr Dr. Helfferich sagt, daß wir im Rheinland uns verraten und verkauft fühlen von der republikanischen
Regierung. Wir wissen genau, daß die Regierung tut, was sie tun kann, und Herr Helfferich braucht auch nicht zu behaupten, daß bei uns
kein Schamgefühl da sei. Wenn unsere Fraktion in Zorn auflodert bei diesen Stellen der Rede Helfferichs, so deswegen, weil wir Herrn
Helfferich und seiner Partei das moralische Recht absprechen müssen, sich über die Zustände im Rheinland zu entrüsten.
(Sehr richtig! Bei den Sozialdemokraten.)
Ich glaube, der Herr Dr. Helfferich,13 der nicht im Saale ist, würde uns im besetzten Gebiete auch in unserem Kampfe gegen die
Ententpolitik einen ungeheuren Dienst leisten, wenn er in Zukunft keine Rede mehr für die besetzten Gebiet halten wollte.
(Sehr gut!) bei den Sozialdemokraten.)
Vizepräsident Dr. Rießer: Das Wort hat der Herr Abgeordnete Korell:14
Korell, Abgeordneter: Meine Damen und Herren!15 Ich habe die, wie ich im Gegensatz zu Herrn Sollmann sage,
12S.8008A
13S.8008B
14S.8013A
15S.8013D
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ausgezeichnete
Rede des Herrn Abgeordneten Moldenhauer gehört. Hat er die Zustände bei uns nicht sachlich, scharf, und klar gegeißelt? Ist
aber in seiner Rede jener Ton gewesen, den wir heute vom ersten bis zum letzten Ton in der Rede des Herrn Helfferich gehört haben?
(Sehr gut! Bei den Deutschen Demokraten, -
Zurufe rechts.)
- Das sind Geschmacksurteile.
(Abgeordneter Dr. Helfferich: Das scheint mir auch! Heiterkeit links.)
- Nur glaube ich, Herr Dr. Helfferich, daß die große Mehrheit des Reichstags hier der Überzeugung ist, daß Sie in diesem falle den
schlechten Geschmack haben.
(Sehr gut! Und Bravo! Bei den Deutschen Demokraten und bei den Sozialdemokraten. - Abgeordneter Dr. Helfferich: Über den Geschmack
lässt sich streiten! Sehr richtig! links.)
Denn, Herr Helfferich, auch wenn diese Regierung in den verschiedenen Punkten Ihnen nicht gefällt, so
sollten Sie doch nicht glauben, sagen zu dürfen: diese Regierung gehört vor den Staatsgerichtshof, diese Regierung begeht
Verbrechen, und was Sie sonst hier noch gesagt haben. Wenn, Herr Dr. Helfferich, diese Regierung nach Ihrer Meinung keine
genügende Politik macht, dann müssten Sie sich doch sagen, daß, wenn wir die Rheinlande und das Saargebiet dem Deutschen
Reich erhalten wollen, wir zunächst einmal eine Regierung, ein Reich haben müssen, das von einer Regierung geführt wird,
auf die sich die besetzten Gebiete stützen können.
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