1. Reichstag, Weimarer Republik


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Seite 235

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(Sehr richtig! bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.)

Fast alle Ermordungen der letzten Jahre sind auf das Konto der Monarchisten zu setzen.

(Sehr wahr! bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.)

Seit den Januartagen des Jahres 1919, als Liebknecht und Rosa Luxemburg, als Jogisches und zahlreiche andere Revolutionäre ein Opfer der konterrevolutionären Mordgelüste wurden, seit jenen Tagen benutzt eine organisierte Mörderbande als Mittel, um die Republik zu bekämpfen. Man will die Vertreter der Republik unschädlich machen, und man geht auf dieses Ziel los mit all der Rücksichtslosigkeit, die wir von jeher bei den Parteien der rechten haben feststellen können. Eisner, Landauer, Gareis, unser unvergesslicher Hugo Haase

(Zuruf bei der Deutschen Demokratie: Paasche!)

Paasche und zahllose andere fielen durch Mörderhand. Endlos ist die Liste der Ermordeten; man kann sie nicht alle aufzählen. Das deutsche Volk wird hoffentlich keinen dieser Mörder vergessen. Kaum einer von ihnen ist bis auf den heutigen Tag gesühnt worden. Alle diese Morde riefen Entrüstung hervor. Aber das ganze Volk kam erst in Bewegung - und das ist sehr bezeichnend -, als die Mörderbanden ihre Opfer auch in den Kreisen der bürgerlichen Parteien suchten. Auf die Ermordung Erzbergers folgte ein Sturm, von dem man einige Tage hindurch erwarten konnte, daß er grundlegende Veränderungen herbeiführen würde. Aber auch damals war die Arbeiterschaft viel zu geduldig und viel zu langmütig.

(Sehr wahr! bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.)

Es ist zu keinen Taten gegen die Reaktion gekommen.

(Sehr richtig! bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.)

Im Gegenteil, seit der Ermordung Erzbergers arbeitet die Mörderzentrale der Monarchisten vielleicht sogar noch intensiver als vorher.

(Sehr wahr! bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.)

Sie überzogen das ganze Land mit einem Netz von geheimen Organisationen, alle eingestellt auf die Bekämpfung der Republik und bereit, vor keinem Mittel zurückzuschrecken. Diese Geheimbünde sind wohl organisiert und wohl finanziert. Es gibt nur zu viele Kapitalisten, die glauben, ihr Geld gar nicht besser anlegen zu können, als in den Kassen deutschnationaler Mörderorganisationen.

(Sehr richtig! bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.)


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Die Enthüllungen der letzten Tage haben gezeigt, daß die Mörderbanden in engster Verbindung mit Kreisen der deutschnationalen Volkspartei stehen. Der Herr Kollege Düringer hat sich darüber aufgeregt, daß man, auf die Bänke der Deutschnationalen zeigend, von Mordbuben gesprochen hat. Der Herr Kollege Düringer ist nicht mehr im Saale. Er hat es vorgezogen, die Antwort auf seine Rede draußen abzuwarten. Ich möchte ihm aber doch sagen - und ich nehme an, man wird es ihm mitteilen -, daß es sich

einmal die "Konservative Monatsschrift" ansehen möchte, in der der Major a. D. Henning auch ein verehrtes Mitglied dieses Hauses, kurz vor der Ermordung Rathenaus im Juniheft der Zeitschrift einen Artikel gegen Rathenau veröffentlichte. In diesem Artikel behauptet Herr Henning, daß Rathenau durch den Abschluß des Rapallovertrags die deutsche Ehre verletzt habe. Er sagt dann weiter: In der Ehrenfrage der Völker aber liegt ein tiefer historischer Sinn und eine geschichtliche treibende Kraft, auch wenn Sie (Herr Rathenau) kein Verständnis dafür haben. Die deutsche Ehre wird gesühnt werden.

(Hört! Hört! links.)

Meine Damen und Herren! Was soll das anderes heißen, als daß die Ehre gesühnt werden soll durch ein verbrechen, begangen an demjenigen, der nach Herrn Hennings Auffassung die Ehre des deutschen Volkes angetastet hat? Es hat deshalb seinen guten Grund, wenn man, auf die Bänke der deutschnationalen zeigend, von Mörderbanden und Mörderbuben spricht.

(Sehr wahr! bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.)

Kein Wort, das in diesem Sinne von der Linken geäußert worden ist, kann zurückgenommen werden. Ungeniert wird überall in Deutschland monarchistische Propaganda getrieben. Die Universitäten sind wahre Brutstätten der Konterrevolution.

(Sehr richtig! bei den Deutschen Demokraten.)