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kämpfer für die Friedensresolution im Jahre 1917, schamrot machen, denn da kann er nicht mehr mitkommen. was die Freunde des
Herrn Graefe leisten, das diese monarchistischen Kämpfer gegen die demokratisch-parlamentarische Republik arbeiten, wie sie
zum Haß auffordern, dafür ein Beispiel. Der Leitartikler des Graefe- Wulleschen Blattes vom Himmelfahrtstage ist überschrieben
"Haß". Gestatten Sie, daß ich Ihnen einige Sätze daraus vortrage:
Das völkische Gewissen Deutschlands verlangt als Antwort eine systematische Erziehung aller Schichten des deutschen Volkes zum Haß.
(Hört! Hört! links.)
Fort mit dem Irrsinn der Völkerversöhnung.
(Hört! Hört! links.)
Wir wollen eine Volksversöhnung, um uns hart zu machen in einmütigem Haß.
(Lebhafte Rufe links: Hört! Hört!)
Wir wollen nicht in den Völkerbund, wir brauchen einen Volksbund des Hasses.
(Stürmische Rufe links: Hört! Hört!)
Haß an der Mutterbrust, Haß in der Schule, Haß in der Kirche, Haß in der Kaserne, Haß im Herzen, Haß in der Faust...
(Erneute stürmische Rufe links: Hört! Hört!)
Ein einziger, großer, tiefer Haß von 75 Millionen Deutschen...
Haß! Haß! Haß! Das ist Ihre Politik. Mit Abscheu muß man sich gegen eine derart infame Lehre wenden, wie Sie sie da ins
Volk hineinschleudern. Was sollte aus einem Volke werden, das eine derartige hirnverbrannte Haßlehre in sich aufnähme?
(Lebhafte Zustimmung links. - Zurufe von der Deutschvölkischen Freiheitspartei.)
Mit Abscheu muß sich jeder Mensch gegen ein solches Treiben wenden.
(Erneute lebhafte Zustimmung links. - Andauernde Rufe von der Deutschvölkischen Freiheitspartei. -
Gegenrufe links. - Abgeordneter Graf v. Westarp: Er meint nämlich den Klassenhaß! - )
Glocke des Präsidenten
Vizepräsident Dr. Bell: Meine Herren! Sie können ja Ihre Antwort nachher bei der Aussprache geben. Ich bitte, den Redner
jetzt nicht dauernd zu unterbrechen.
Scheidemann, Abgeordneter: Am Tage nach diesem infamen Haßgesang brachte das gleiche Blatt einen Leitartikel in der Beilage
mit der Überschrift "Reichsverderber". In diesem Artikel werden unter anderem der Prinz Max von Baden, der frühere Reichskanzler,
und der jetzige Reichspräsident Ebert genannt. In Verbindung mit diesen und anderen Namen wird dann von dem Prinz Max
als Hochverräter, von dem Reichsverderber usw. geredet.
(Hört! Hört! links.)
Im Leitartikel des Hauptblattes derselben Nummer steht ein Artikel von Lindström-Ludendorff, der gegen ganze Parteien des
deutschen Volkes den Vorwurf erhebt, daß sie mit dem Feinde offen oder mittelbar Hand in Hand arbeiten.
(Stürmische Rufe links: Hört! Hört!)
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Meine Damen und Herren! Vergegenwärtigen Sie sich bloß, wie das alles wirken muß! Ist denn auch nur einer hier, der jetzt
nicht versteht, warum sich Mordbuben gefunden haben, warum sich Buben, die Erzberger und Rathenau ermordet haben, finden
mußten, wenn man sieht, wie die Jugend in so infamer Weise vergiftet, zum Haß und damit zum Mord aufgereizt wird?
(Stürmische Zurufe links. - Zurufe von der Deutschvölkischen Freiheitspartei.)
Vorhin hat Graf Westarp von kommunistischen Banden gesprochen, die durch die Lande ziehen, Versammlungen sprengen usw. Wie Ihre
Lehren wirken bei den Leuten, die Ihre (zu den Deutschvölkischen) Zeitungen lesen, können Sie am besten aus den Vorgängen ersehen,
wie sie sich jetzt nicht nur in München, sondern Tag für Tag auch bereits in Berlin abspielen. Haben Sie nicht die Gerichtsverhandlungen
über die Lausbuben gelesen, die aus einer deutschnationalen Jugendversammlung heraus gefasst wurden, nachdem der Vorsitzende sie
aufgefordert hatte, sich vor dem Lokal zu sammeln und dann auf der Straße Juden anzufallen? Haben Sie nicht gelesen, wie diese
Bengel drei Paare hintereinander auf der Straße in der schamlosesten Weise misshandelt haben? Nebenbei bemerkt: zwei Paare waren
überhaupt keine Juden. Diese Burschen wurden zwar zu 3, 6 und 9 Monaten Gefängnis verurteilt; aber das Gericht hat ihnen eine
dreijährige Bewährungsfrist zugebilligt! Kommunistische Arbeiter hätten diese Bewährungsfrist wohl nicht bekommen.
(Lebhafte Zustimmung links.)
Ich will Ihnen nur noch eins sagen. Wenn Sie in der Weise den Hass weiter predigen wollen, wie Sie es getan haben, dann
will ich Ihnen einmal die Frage vorlegen: was glauben Sie wenn eine solche Lehre etwa in Belgien gepredigt worden wäre?
(Sehr gut! bei den Vereinigten Sozialdemokraten.)
In einem Rundschreiben der Deutschvölkischen Partei an die Funktionäre im Reich heißt es:
Als Abteilungen der Deutschvölkischen Freiheitspartei gelten die Nationalsozialistische Arbeiterpartei, die Deutschsoziale Arbeiterpartei,
die Großdeutsche Arbeiterpartei, der Schutz- und Trutzbund und der Verband nationalgesinnter Soldaten.
(Abgeordneter Wulle: Das ist alles schon geklärt! - Lachen links.)
Wem diese Zeugnisse nicht genügen - Herr Wulle, jetzt komme ich zu Ihnen -, der möge lesen, was Herr Wulle an seine Vertrauensleute
im Reich geschrieben hat. Es heißt da unter anderem:
Das Programm der Nationalsozialisten des Herrn Hitler ist ja letzten Endes das gleiche wie das der Deutschvölkischen Freiheitspartei.
Und weiter an den Geschäftsführer der Freiheitspartei in Dresden:
Die Deutschvölkische Freiheitspartei ist ihrem Charakter nach daß wie die Hitler-Bewegung im Süden.
Der Spezialfreund des Herrn Wulle, ein gewisser Dolle, marschiert draußen als Arbeiter auf. Er sollte eine Versammlung abhalten.
Diese wurde verboten, und er
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